Eigentlich hat die „Barenborg“ gar keine Chance. Das Gig-Boot ist für gesellige Wanderfahrten gedacht, nicht aber für Regatten. Doch nun muss sie sich in einem Rennen mit einem leichteren, wendigeren Ruderboot messen. Die „Barenborg“ liegt überraschend vorne, auf den letzten Metern verliert sie jedoch kostbaren Vorsprung und muss sich in der Zieleinfahrt knapp geschlagen geben. Die Insassen des Wanderbootes aber sind trotz der Niederlage bei dieser Spaßregatta wenig betrübt. Für die Hälfte der Mannschaft war es das erste Mal, sich mit Skulls in der Hand auf dem Wasser des Dortmund-Ems-Kanals zu bewegen. Möglich machte dies der „Tag der offenen Tür“ des Rudervereins Lüdinghausen, der am Sonntag passend zum offiziellen Start der Rudersaison veranstaltet wurde.

Auf der anderen Kanalseite sitzen Nicole Gerding und Barbara Bücker im tiefgrünen Gewinnerboot. Unter Anleitung von erfahrenen Vereinsmitgliedern manövrieren sie es gen Bootssteg. Vor einer Stunde noch hätten sie nicht gedacht, dass sie mit Begeisterung aus einem Ruderboot aussteigen würden. „Eigentlich waren wir wegen meines Sohnes Leon hier“, erzählt Barbara Bücker.

Der 13-Jährige interessiert sich für den Wassersport und will nun beim offiziellen Starttag der Rudersaison proberundern. „Und da wollen wir natürlich mitreden können“, nennt die Lüdinghau­serin den Grund, mit ihrer Tochter Ronja und ihrer Schwester selbst ins Boot gestiegen zu sein. „Schon das Einsteigen war schwierig“, meint Nicole Gerding. Die Koordination während der Fahrt sei dann nochmals kniffliger gewesen. „Die Skulls, also die Paddel am Ruderboot, zeitgleich mit den anderen Insassen zu bewegen ist eine Herausforderung.“

Zuvor unterschätzten die Schwestern den körperlichen Kraftaufwand. „Wir sind zwar nur kurz gefahren, es war aber dennoch anstrengend“, sagt Nicole Gerding. Und hatten die Erst-Ruderer Angst auf dem Wasser? „Nein, man sagte uns, dass das Boot nicht umkippen kann“, so die Lüdinghauserin.

Elke Litzke vom Ruderverein konnte auch die anderen Interessierten am Sonntag beruhigen. In Booten mit mehr als einer Person sei es praktisch unmöglich ins Wasser zu fallen. Erst wenn die ganze Besatzung vereint nass werden möchte, passiere dies auch wirklich. „Aber schon einer kann das Boot stabilisieren“, sagt die Ruderin. Dennoch seien Schwimmkenntnisse empfohlen. Ansonsten gibt es wenig Voraussetzungen für die Ausübung des Rudersports. „Es können sowohl junge als auch ältere Menschen bei uns mitmachen“, motiviert Elke Litzke die Interessierten zum Schnupperrudern.

Am heutigen Mittwoch (5. Mai) findet im Bootshaus um 19.30 Uhr eine erste Informationsveranstaltung statt, bei der die fünf Termine des Schnupperkurses für Erwachsene ab 20 Jahren geklärt werden. Auch Barbara Bücker und Nicole Gerding werden heute kommen. Leon muss noch ein paar Wochen warten, bis es auch für ihn auf das Wasser geht. Einzig Ronja bleibt vorerst an Land. Noch ist die Elfjährige zu jung. Im nächsten Jahr möchte aber auch sie ihrer Familie mit aufs Wasser folgen.

Westfälische Nachrichten, 05.05.2010

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