„Wir haben Silber gewonnen und nicht Gold verloren.“ Sebastian Schulte fand die treffenden Worte nach dem grandiosen „Finale furioso“ der Ruder-WM in München-Oberschleißheim. Der Deutschland-Achter holte nach Gold im Vorjahr Silber. Kanada war einfach nicht zu schlagen. Bronze holte Großbritannien vor dem höher eingeschätzten Großboot aus den USA.

“Unser Boot ist gut gelaufen, aber die Kanadier waren eine Tacken stärker“, sagte Bundestrainer Dieter Grahn, der aber die mannschaftliche Geschlossenheit heraushob: „Im Vorfeld hat sie gezeigt, dass sie ein richtiges Team ist.“ Die Vorbereitung in den Trainingslagern in Breisach und Ratzeburg war nicht optimal gelaufen, weil der Rücken von Schlagmann Bernd Heidicker nicht so mitspielte, wie er wollte. Aber Dieter Grahn ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und hielt am Schlagmann des Gold-Achters aus dem Vorjahr fest – und lieferte „die beste Rennansprache, die ich von ihm erlebt habe“ (Schulte). Ein großes Dankeschön gebührte auch Mannschaftsarzt Dr. Uli Kau, Physiotherapeut Carsten Hoffmann und Osteopath Thorsten Ammann – und zwar nicht für die Sektdusche am Fernsehsteg.

Ein großes Dankeschön hatte sich der Deutschland-Achter auch für die Zuschauer auf der picke-packe vollen Tribüne aufbewahrt. Sie tobten und schrien, was das Zeug hielt, bereiteten der Mannschaft mit einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer eine emotionsreiche Siegerehrung. Zuvor hatten sie den Achter wie die anderen Boote auf den letzten 500 Metern ins Ziel gepeitscht. „Ich persönlich habe mir gedacht: Du musst nur die 1.500 Meter-Marke erreichen, den Rest macht das Publikum. Und so war es“, sagte Philipp Stüer. Beeindruckt von der Atmosphäre war auch Dieter Grahn, der hier auf den Tag genau vor 35 Jahren Olympisches Gold im Vierer ohne Steuermann holte: „Das war eine ähnliche Stimmung wie 1972 bei den Spielen, das haben die Sportler gespürt.“

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